NLB: Wir heis gseh – Ligaquali am Gründonnerstag in Rapperswil
Und wieder einmal haben mich meine hellseherischen Fähigkeiten nicht im Stich gelassen. Bereits Mitte November hatte ich eine Ligaqualifikation zwischen Rapperswil und Langnau meinem Besuch aus der Schweiz vorausgesagt. Natürlich mit der Zusage, dass dies für mich selbstverständlich mit einer Fahrt an den Obersee verbunden wäre. Auf der anderen Seite zitterte ich natürlich während der NLB-Playoffs bzw. NLA-Playouts gewaltig bis es schlussendlich zu dieser Konstellation kam, da ich im Januar und März zwei weitere male, geplante Fahrten zu einen Langnauer-Gastspiel in Langenthal kurzfristig absagen musste und mir somit seit 2007 zum erstenmal eine Saison ohne ein Live-Tigersspiel zu drohen schien.
Aber der Eishockeygott hatte ein einsehen. Die Emmentaler holten sich in sieben hart umkämpften NLB-Finalspielen gegen Olten den Meistertitel und Ambri schickte Rappi in die Liga-Quali. In langnau stemmte man gerade den Meisterpokal in die Höhe da waren auch schon die Tickets für Gründonnerstag in Rappi online gebucht. Das Langnau für ihre Rückkehr in die NLA mit ihrem selbstkommunizierten 3-Jahresplan somit mehr als gut im Soll war und Rappi sich –nach einer mehr als bescheidenen Saison- mit Geschichten über ein mögliches eigenes Farmteam in der NLB für die Saison 15/16 in Herisau, selbst ein massives Gewicht ans Bein gebunden hatte, machte die Langnauer „Mission-A“ noch mehr reizvoll als sie eh schon war. Zumal man im Emmental diese Art von Abwärtsspirale vor zwei Jahren doch leidvoll selbst durchstehen musste. Um es vorwegzunehmen, die SCL Tigers schafften es nicht nur an diesem Abend, sondern auch in der ganzen Serie, diese Lockerheit die es braucht für den ganz großen Coup, an den Tag zu legen.
Früh in Rapperswil angekommen, blieb als Überbrückung nur Kaffeetrinken, da es wie aus Kübel schüttete. Kurz vor Stadionöffnung um 18 Uhr hatte es dann glücklicherweise aufgehört, allerdings zeichnete sich ab, dass ein Großteil der SCLT-Fans im Osterreiseverkehrstau steckte und wohl erst Mitte des ersten Drittels eintreffen werden. So war also auch erst etwas später mit dem Eintreffen der üblichen Verdächtigen zu rechnen, zumal auch EVZ-Fan Ueli kurzfristig passen musste.
Kurz zum Spiel:
Erstes Drittel: ausgeglichen mit leichten Vorteilen für Rappi bei 1-2 gefährlichen Breaks. SCLT-Torhüter Ciaccio aber sehr souverän. Ein prophezeiter Nachteil der Tigers auf der Torhüterposition war im gesamten Spiel auch nicht auszumachen. Auch der zu harte Ausschuss von Kapitän Stettler im ersten Drittel brachte die Emmentaler nicht aus dem Konzept. Die Führung der Lakers glichen die Tigers umgehend durch Sven Lindemann anfangs des zweiten Drittel wieder aus. Ab Kevin Hecquefeuille Überzahlkracher von der blauen Line Mitte des zweiten Drittels die Tigers immer besser auch wenn sie gleich darauf den Ausgleich per Penalty durch Rappis gefährlichsten Stürmer Eric Walsky hinnehmen musste. Als alles schon mit einer Overtime rechnete ging Langnau in der 58. Minute durch Sven Lindemann erneut in Führung. Adrian Gerber setzte in der Schlußminute den Schlusspunkt zum 2:4 und zur 0:1-Serienführung.
Eine Augenweite auf Langnauer Seite Top-Scorer Chris DiDomenico. Immer wenn er am Puck war wurde es richtig gefährlich. Verteidigungsminister Kevin Hecquefeuille und Yves Müller dirigierte die Abwehrreihen sehr souverän. Sven Lindemann und Lukas Haas immer brandgefährlich. Bemerkenswert auch, dass Trainer Gustafsson die junge vierte Reihe mit Wyss, Albrecht und Rexha immer brachte. Das gleiche gilt für den jungen Tom Gerber im dritten Block. Die beiden Rappi-Schweden Person und Johansson dagegen deutlich schwächer und eigentlich nur in Überzahl als Kontigentspieler auszumachen.
Stimmung:
Durch die staubedingte Anreiseverzögerung zunächst etwas zurückhaltend im Langnau-Block. Als der Capo dann aber da war, gewohnt laut und durchgehend anhaltend. Rund 700 Langnaufans waren Vorort, auch viele im angrenzenden Sitzplatzblock. Der Spielverlauf war natürlich auch optimal für Langnau. Die Rapperswiler wie man es gewohnt war, etwas zurückhaltender was nach der nicht gerade glorreichen Saison aber auch verständlich ist, obwohl es für sie ja auch ein immens wichtiges Spiel war. Belustigt war ich über die 5-10 Rappi-Deppen, welche meinten nach Spielschluss den Langnaublock zu stürmen, aber an den Sicherheitskräften und an der Plexiglas-Trennwand scheiterten. So blieb es bei affiger Gestik kombiniert mit Spukattacken. Trotzdem wäre eine rigorose Entfernung durch das Sicherheitspersonal durchaus angebracht gewesen.
Fazit:
Endlich wieder mal ein Spiel unter einem richtigen sportlichen Hintergrund. Ihr könnt mir sagen was ihr wollt, ein solches Spiel ist tausendmal besser, als jedes DEL-Spiel einer Mannschaft die (aus wirtschaftlichen Gründen) auf Jahre hinaus keine Chance hat um Playoffs (nicht der Murks: Pre-Playoffs) geschweige dem um Meisterehren mitzuspielen. Ich persönlich würde dafür auch durchaus nochmal die DEL2 kurzfristig in Kauf nehmen wenn die Option klar „Meisterschaft und sportlicher Aufstieg“ lautet. Wenn beides -wie dieses Jahr in Lagnau- noch zuhause bewerkstelligt würde, wäre dass eigentlich für mich das sportliche Ziel, nach dem ich mich mehr sehne, als vielleicht irgendwann einmal ein DEL-Pre-Playoff-Heimspiel absolvieren zu dürfen.
Telegramm
Lakers - SCL Tigers 2:4 (0:0, 2:2, 0:2)
Dinersclub Arena 5'191 Zuschauer.
Schiedsrichter: Massy/Wiegand, Espinoza/Küng
Torfolge:
23. Weisskopf 1:0.
24. Sven Lindemann 1:1.
33. Hecquefeuille (Lukas Haas, DiDomenico/Ausschluss Sven Ryser) 1:2.
34. Walsky 2:2 (Penalty).
58. Sven Lindemann (Kim Lindemann, Hecquefeuille) 2:3.
60. Adrian Gerber (Gustafsson, Lukas Haas) 2:4.
Strafen:
SCL Tigers: 3mal 2 plus 5 Minuten (Stettler) plus Spieldauer (Stettler)
Lakers: 4mal 2 Minuten
SCL Tigers
Torhüter: Ciaccio
1. Block: Stettler, Bärschi; DiDomenico, Gustafsson, Bucher
2. Block: Hequefeuille, K. Lindemann; Haas, C. Moggi, S. Lindemann
3. Block: Müller, Ronchetti; T. Gerber, A. Gerber, S. Moggi
4. Block: Bonnet, Sterchi; Rexha, Albrecht, Wyss
Lakers
Torhüter: Wolf
1. Block: Geyer, Profico; Walsky, Persson, Pedretti;
2. Block: Hächler, Sataric; Kuonen, Mikael Johansson, Obrist
3. Block: Weisskopf, Eigenmann; Sven Ryser, Schommer, Nils Berger
4. Block: Patrick Blatter, Thibaudau; Sieber, Flavio Schmutz, Rizzello
Bemerkungen:
SCL Tigers ohne André Lakos, Tremblay (alle überzählige Ausländer) und Nüssli (verletzt)
Video: *klick*