Tour de Dragon – Drachentöterfeldzug nach Fribourg
26. Januar 2013 - Dieser Termin war bereits dick markiert im Kalender seit Veröffentlichung des NLA-Spielplans im Sommer 2012. Oder besser gesagt, markiert war die Partie HC Fribourg-Gottéron vs SC Langnau Tigers die unter diesem Termin aufgeführt war.
Die Tabellenkonstellation war natürlich etwas optimistischer angedacht und nicht das der NLA-Tabellenführer den Tabellenletzten empfängt. Nun ja, daran ließ sich leider nichts ändern. Die Patinoire de Saint Léonard / BCF-Arena in Fribourg geizte aber auch so aktuell nicht mit Zahlen die Langeweile vermuten ließen:
Kapazität 6700, Saisonauslastung übers 97,1%, 6 der 7 letzten Spiele Ausverkauft. Zudem machten die Gottéron-Fans mit ihrem Mega-Bus-Konvoi (46 Busse) in Herbst nach Davos und dem Spengler-Cup-Auftritt in der Altjahrwoche diese Saison schon mehrfach positiv auf sich aufmerksam. Fast immer waren Live-Übertragungen im Schweizer Fernsehen aus Fribourg in der Vergangenheit ein akustisches Highlight, die stets eine Überdurchschnittliche Stadionatmosphäre angedeutet hatten. Diese Vermutung sollte nun mal persönlich unter Augenschein genommen werden. Die hohe Stadionauslastung und der kleine Gästeblock machte es natürlich notwendig sich schon Anfang Januar mit Tickets für diesen Match einzudecken.
Zunächst sich noch etwas mit der Geschichte des Eishockeys in Fribourg eindecken und los ging es bei bestem Wetter in das Zähringerstädtchen an der Saane.
Gottéron ist nicht etwa ein Stadtteil von Fribourg, wie selbst ich mir das lange Zeit zusammengereimt hatte, sondern ein kleines Flüsschen das sich durch ein enges Tal schlängelt und an der großen Saaneschleife -welche sich um die Altstadt windet- in die Saane mündet. Hier wurde in früheren Jahren in Fribourg Hockey gespielt und der Name des Flüsschen mußte dann auch prompt als Pate für die Clubbezeichnung herhalten. 1980 stieg man in die NLA auf und spielte zu dieser Zeit auch noch im Altehrenwürdigen „Les Augustins“ das eben hier unten in diesem engen Talkessel am Ende der Altstadt lag. Das wäre heute sicher schier unmöglich bei diesen örtlichen Gegebenheiten, hier unten rivalisierende Fangruppen beim Anmarsch auseinander zu halten. Trotzdem gab es damals 1982 viel Widerstand in der Bevölkerung als man nach St. Leonard umziehen mußte und das alte Stadion an der Saane abgerissen wurde.
Diesen historischen und auch aufgrund der Lage magischen Ort war auch der erste Zielpunkt beim Rundgang durch das Zähringerstädtchen. Über die „Escaliers du Pont de Zaehringen“ wurde der gewaltige Höhenunterschied von der Altstadt hinunter zur „Chemin de la Patinoire“ wo dieses alte Stadion stand bewältigt. Über die Holzbrücke kurz mal hinüber zum Eingang des „Vallée du Gottéron“. Damit war der historische Teil des Stadtrundganges dann auch schon abgedeckt. Über Stalden ging es wieder hinauf in die Altstadt, vorbei an der Kathedrale Richtung Fußgängerzone. Einen kleinen Snack, etwas Shopping einen warmen Schoggi und dann zum Hotel. Hockeykluft anlegen und schnell ab zum Stadion, dass bequem in 10.minütigem Fussmarsch angesteuert war.
Stadion & Stimmung:
Von außen jetzt nicht gerade so ein sonderlich bemerkenswerter Bau. Ein Großteil der Verpflegungsstände befindet sich wohl im Außenbereich. Hauptsächlich auf der hinteren Seite der Halle in einem kleinen Fandorf, in dem auch Ticketkasse und Fanshop untergebracht sind. Zudem sind einige Stadien-Restaurants in diesem Bereich, wo aber wohl nur VIP-Gäste Einlass haben und dort vor dem Spiel schon mit einem Mehrgänge-Menü versorgt wurden. Eine große Straßenbaustelle am Stadion mit entsprechender Absperrung machte die Lage zusätzlich etwas unübersichtlich. Über einen dieser Absperrungen gelang man dann kurioserweise schließlich auch zum Gästeeingang. Ab diesem Zugangspunkt sind dann beide Fangruppen hermetisch getrennt.
Auch innen hat das Stadion eher Prädikat „Old School“. An den Längsseiten sind Sitzränge die aber auch noch reichlich Platz der vier Kurvenradien in Anspruch nehmen. Über den Sitzplätzen sind doch Logen, aber eher auch vom Old School Format.
Der Gästeblock liegt mittig an der einen Stirnseite und bietet maximal 200 Gästefans Platz. Ein Verpflegungsstand, 2-3 Dixiklos, 2-3 Tixiuris (ohne großen Sichtschutz) auf kleiner Fläche hinterm Gästeblock bieten sozusagen 0% Gästekomfort. Im Gästesektor eine weitere Kuriosität. Bis kurz vor Spielbeginn hatte man den Eindruck der Boden sei total versüfft. Man klebte mit der Sohle förmlich auf den Stehstufen fest. Auf einem Schlag war das dann aber plötzlich weg. Kann mir jemand dieses Phänomen erklären? Die untere Plexiglasscheibe am Gästeblock ist zwar nahezu zu 50% mit Aufklebern übersät aber zur Ehrrettung soll nicht unerwähnt bleiben, dass dort auch ein kleiner Holzstand für den Gäste-Capo vorhanden ist. Selbstverständlich der gesamte Gästeblock in äußerst angenehmen Käfigbauweise mit zusätzlichem hohem Plexischutz. Hach .. und jetzt beschwere sich noch mal einer über unzumutbare Umstände für SERC-Fans bei Derbies in Freiburg im Breisgau.
Links und rechts vom Gästesektor noch zwei HCFG-Stehplatzsektoren. Da wurden die Stehplatzfans von Ordnern eingewiesen. Der Sektor wurde so systematisch, Reihe für Reihe von unten nach oben gefühlt, sowas hab ich bisher auch noch nirgends gesehen.
Nervig waren auch die acht Leucht-Werbe-Würfel überm Eisfeld die rollierten und die vor dem Spiel und in den Pausen nach unten gekurbelt wurden und so immer schön vor der Linse der Besucher waren.
Putzig hingegen fand ich die kleine ferngesteuerte Eismachine die mit den beiden richtigen Zambonis während der Eisaufbereitung ihre Runden drehte.
Auch die Eröffnungszeremonie mit großem Drachen, genialer Lichtshow, mit viel Feuer und Nebel war wirklich sehr gelungen. Nun ja bei diesem Punkt werden wir in VS ja mit reichlich Schmalkost abgespeist. Das gilt selbstverständlich auch für die Siegeszeremonie zwischen Team und Fans. Dieser Zeremonievorgang nach Spielende ist doch in der Zwischenzeit in VS auch sehr „träge“ geworden. So eine eigene Form vom Kiwi-Dance aus Fribourg stände uns sicher auch nicht schlecht zu Gesicht, finde ich. Dazu fehlt es aber seit langem an der nötigen Kreaktivität.
Die HCFG-Stimmung das Spiel über war hingegen jetzt nicht überdurchschnittlich, bis zum Ausgleichstreffer kam von der Gegenüberliegenden Fankurve recht wenig an. Eigentlich nur 2-3 Wechselgesänge mit den anderen Tribünen. Also im TV kommt das deutlich besser rüber. Vielleicht lag es aber auch nur am langen negativen Spielstand (aus HCFG-Sicht) oder an der Hallenakustik. Das kann ich jetzt nicht abschließend beurteilen, dazu war man im Gästeblock einfach auch etwas zu isoliert.
Zum Spielverlauf:
Vorneweg: Eigentlich war ich von einem deutlichen Sieg des HCFG ausgegangen. Von daher kann ich mich sicher mit der knappen 3-4 Niederlage der Tigers irgendwo arrangieren. Zunächst viel Druck der Fribourger, Bäumle hielt die Tigers mit vielen guten Paraden lang im Spiel. Nach dem 1-0 Führungstreffer der Tigers, fand man dann aber immer besser ins Spiel und man konnte zur Überraschung auch noch mit vielen feinen Spielzüge und zwei weiteren Treffern aufwarten. Wobei das 2-0 ein dicker Bock von Conz war. Danach leider der zu schnelle 3-1 Anschlußtreffer, einige Breakchancen die man liegen ließ und so kam es halt wie es kommen musste wenn du eh die ganze Zeit schon ganz unten in der Tabelle stehst: Gottéron glich aus und setzte auch noch den Siegtreffer.
Beste Spieler:
Bei den SCLT: Pelletier, McLean, Moser, El Assaoui .. ok auch Bäumle, auch wenn man später im TV sah, dass er bei zwei Treffern doch unglücklich aussah.
Beim HCFG: Die Sprunger, Bykov, Plüss – Linie natürlich schon zum Zunge schnalzen. Vor allem Julian Sprunger mit seinen 4 Punkten "Men of the Match". Dazu Heins, Dubé und Mauldin. Gamache ist mir hingegen nicht sonderlich aufgefallen.
Matchtelegramm:
HC Fribourg-Gottéreon - SCL Tigers 4:3 (0:1 2:2 2:0)
St. Léonard - 6'700 Zuschauer (ausverkauft)
Schiedsrichter: Mandioni; Abegglen/Espinoza
Torfolge:
15. Simon Moser (Reber, Rytz) 0:1
23. Sandro Moggi 0:2.
30. Reber (McLean, Simon Moser/Ausschlüsse Dubé, Heins) 0:3.
32. Dubé (Jeannin, Sprunger/Ausschluss Simon Moser) 1:3.
38. Sprunger (Birbaum, Bykow/Ausschluss Pelletier) 2:3.
42. Sprunger (Bykow) 3:3.
54. Ngoy (Sprunger, Plüss) 4:3.
Strafen:
SCL Tigers: 8mal 2 plus 10 Minuten (Simon Moser)
HC Fribourg: 5mal 2 Minuten
SCL Tigers
Bäumle; El Assaoui, Rytz; Simon Lüthi, Reber; Christian Moser, Lardi; Lindemann; Pelletier, McLean, Bomersback; Jacquemet, Haas, Simon Moser; Sandro Moggi, Bucher, Claudio Moggi; Leblanc, Rexha, Sterchi.
HC Fribourg
Conz; Heins, Schilt; Ngoy, Birbaum; Kwiatkowski, Abplanalp; Mauldin, Dubé, Gamache; Sprunger, Bykow, Plüss; Merola, Jeannin, Knoepfli; Lauper, Botter, Vauclair; Hasani, Cadieux.
Bemerkungen:
SCL Tigers ohne Stettler, Nüssli, Popovic, Genazzi, Brunner und Froidevaux (alle verletzt). -
HC Fribourg ohne Lukas Gerber, Brügger und Loeffel (alle verletzt)
Pfostenschüsse: 11. Heins, 49. Sprunger. -
Timeout Langnau (57:50), danach bis Spielende ohne Torhüter.