Hockey unter Palmen / Tifosi-Tour '12
Auswärtsspiel der SCL Tigers im Südtessin im Entfernungsradius der SERC-Heimspiele zuhause. Möglich macht es das ideale Feriendomizil am Lago. Da es aber ein Stück durch die stauanfällige Stadt ging betrug die Fahrzeit doch etwa 15 Minuten mehr als zuhause. Am „Sightseeing“-Tag zuvor waren die Örtlichkeiten an der Resega bereits genau ausgekundschaftet worden, sodass diese Zeit aber durch direktes Ansteuern von kostenfreier Parkierungsfläche schnell wieder wett gemacht war. Per sms noch schnell abchecken ob SCLT-Fan Judith aus ihrem welschen Asyl noch rechtzeitig den Fanbus erreicht hat und dann ab zur Pista della Resega.
Die Halle selbst wirkt von außen nicht wirklich als ein Schmuckstück. Sie liegt ganz im Norden der Stadt rund 3 km vom Zentrum am See. Für Gästefans aber bequem über das Stadttunnel im Norden von der Autobahn anzusteuern.
Zunächst hieß es einige Beweisutensilien im Fanshop zu sichern. Dieser war am Nordzugang der Halle wo sich dann wohl auch das berüchtigte Ultravolk von Lugano einfand. Zwar glich der Fanshop von der Weite eher mehrerer zusammengestellter Container, doch hatte er dann wirklich den Chic und die Eleganz der vielen noblen Läden aus Luganos Innenstadt und wirkte wie ein gut organisierter Showroom. Trotz SERC-Outfit aber keine Pöbeleien hier an der Stadionnordseite. Also schnell zum Gästeeingang an die Curva Sud. Der Weg über die Westseite der Halle ist aber hermetisch abgeriegelt. Die örtlichen Begebenheiten durch den angrenzenden Hang werden dabei geschickt genutzt.
Über die Ostseite ist der Weg um einiges länger, da einige Gewerbebetriebe wie z.B. ein Autohändler oder eine Pizzeria die direkt an die Halle angrenzen, noch umlaufen werden müssen. Auch ein Mittel um rivalisierende Fanvölker zu trennen. Der Südzugang ist extrem eng gestaltet. Dies ist sicher so gewollt, dass bei den heißen Spielen wie dem Tessiner Derby oder bei Spiele gegen die Erzrivalen aus Zürich und Bern, die Gästefans von den Sicherheitskräften komplett eingekesselt werden können. Hoher Maschendraht tut ein übriges. Hat schon ein bisschen den Hauch von Alcatraz hier, auch die heruntergekommene Immobilie direkt am Zugangsweg.
Also Tickets ordern und warten auf die 2,5 Fanbusse die aus dem Ämmitau angesagt waren. Die waren dann auch bald da und schnell gab es ein paar kleine Smaltalks mit einigen Bekannten aus dem Emmental. Mittlerweile kontrollierten die Uniformierten das mittgebrachte Schwenk- und Choreo-Material akribisch genau. Jede Fahne und jeder Doppelhalter wurden ausgerollt und auch die mitgebrachten Choreo-Luftballons wurden genauestens unter die Lupe genommen. Fehlte eigentlich nur noch der auf Pyrotechnik abgerichteter Spürhund. Klar, dass die Personenkontrolle dem dann nichts nachstand, obwohl die SCLT-Fans sicher der eher friedlicheren Spezies angehören.
Wirklich spärlich dagegen der Gäste-Verpflegungsstand in der Halle. Als warme feste Nahrung konnte ich nur Pizza-Schnitten ausmachen. Keine Grillwurst, Hotdog, Pommes oder ähnliches. Dabei ist Lugano doch mitunter für viele Gästefans die weiteste Auswärtsfahrt, wo vielleicht schon mal der Magen knurren könnte. Nur Kaltschalen, Chips und belegte Brötchen, sicher auch nicht die der Zufriedenheit fördernde Alternativen.
Von Innen ist die Resega dann aber wirklich nicht zu vergleichen mit der monotonen Außenfassade. Herrlich die beiden großen und steilen Sitzplatzoberrangtribünen Ost und West. Die Stehplatzkurve ebenfalls mit schönen hohen Stufenabsätzen, sodass auch eine gute Sicht aufs Spielfeld garantiert ist wenn eine etwas größere Person direkt vor dir steht. Der Gästebereich zwar nochmal durch eine Absperrzone von einem kleinen HCL-Stehplatzzone Süd getrennt, aber trotzdem immer noch ausreichend bemessen. Wenigsten für die rund 200 Langnau Fans gab es heute Platz in Hülle und Fülle.
Die Curva Nord vis-a-vis, der HCL Stehplatzbereich, füllte sich aber so richtig erst unmittelbar vor Spielbeginn. Von den Dimensionen ist die Curva Nord in Lugano sicher um einiges kleiner als das Gegenstück in Ambri und deshalb sicher auch etwas weniger beeindruckend. Die Stimmung die dann von dort herüber schwappte war aber wirklich laut und gut. Ich würde die sogar bei den etwas besseren meiner bisherigen NLA-Stationen einordnen. Zum Beispiel deutlich vor der in Davos, wo ich ja fast genau vor einem Jahr zum NLA-Saisonauftakt war. Ich hatte die Stimmung hier bisher, aus vielen TV-Übertragungen Mitte der 90er, eigentlich immer mit nerviger Daueranimation der Fans mittels Flüstertüte in Verbindung gebracht. Die Flüstertüte viel mir aber heute nur 1-2 mal kurz als Taktgeber auf. Auch die Stimmung aus dem Gästeblock war konstant hoch, sodass schon mal ein Ohrenklingeln bis zum nächsten Morgen angesagt war.
Zum Spiel:
5.293 Zuschauer bildeten eine ordentliche Kulisse. Der HCL gleich mit mächtigem Druck auf das SCL-Tor. Die Tigers gingen dann aber quasi mit der ersten Chance in Führung. Der Schuss von Lukas Haas wurde zwar von Manzato abgewehrt, prallte dann aber von Bein eines Verteidigers ins Tor. Postwenden aber der HCL Ausgleich in Überzahl als Rüfenacht ein von der Bande zurückkommenden Puck von Blueliner Heikkinen in Überzahl verwertete. Heikkinen in den ersten 30 Minuten absolut auffälligster HCL-Spieler, danach tauchte er aber mehr und mehr ab. Im zweiten Drittel kamen die SCLT besser ins Spiel hatten aber ein ums andere mal auch Glück. Reuille vergab zum Beispiel ein Penalty. Torhüter Hübl wurde von Minute zu Minute stärker. Ganz schwach hingegen das SCLT-Überzahlspiel. Der HCL machte das wesentlich cleverer und ging bei einem Überzahlspiel zu Beginn des letzten Drittels in Führung. Allerdings verloren sie mit zunehmender Spielzeit immer mehr die Sicherheit, die SCLT wurden frecher und glichen durch einen Penalty von Leblanc in der 48. Minute wieder aus. Es ging in die Overtime. Wieder bekamen die Tigers ein Überzahl zugesprochen, wieder kam nichts dabei heraus. Penaltyschießen. McLean wird zum Matschwinner für die Tigers.
Fazit:
Mal wieder deutlich gemacht bekommen, wie groß der Qualitätsunterschied 2. Bundesliga zu Nationalliga A ist. Hatte ich nach fast einem Jahr ohne NLA-Spiel schon fast vergessen. Laut war es auch. Hmmm oder mein ich das nur nach der langen Sommerpause. Bin eigentlich immer noch am Überlegen, wann ich ein Spiel in VS zuletzt als laut empfand. Keine Ahnung.
SF-Matchbericht: *klick*
Matchtelegramm:
HC Lugano - SCL Tigers 2:3 n.P. (1:1, 0:0, 1:1, 0:0)
Resega - 5'293 Zuschauer
Schiedsrichter: Kurmann, Kaderli/Wüst
Torfolge
12. Lukas Haas (Ausschluss Florian Blatter) 0:1
15. Rüfenacht (Heikkinen, Oliver Kamber/Ausschluss Popovic) 1:1.
43. Steiner (Jordy Murray, Brett McLean/Ausschluss Froidevaux) 2:1.
48. Leblanc 2:2 (Penalty).
Penaltyschiessen:
Bednar -
Sandro Moggi 0:1
Domenichelli 1:1
Kurtis McLean -
Reuille -
Froidevaux -
Steiner -
Leblanc -
Brett McLean -
Pelletier -
Adrian Brunner -
Heikkinen -
Kurtis McLean 1:2
Domenichelli -
Strafen:
SCL Tigers: 6mal 2 Minuten
HC Lugano: 5mal 2 Minuten
SCL Tigers
Torhüter: Hübl
1. Block: Genazzi, Popovic; Pelletier, McLean, Jacquemet
2. Block: Rytz, Lüthi; Rexha, Froidevaux, Haas
3. Block: Reber, Lardi; Brunner, Sterchi, S. Moggi
4. Block: Ch. Moser, Stettler; A. Gerber, Bucher, Leblanc
HC Lugano
Torhüter: Manzato
1. Block: J. Vauclair, Ulmer; Steiner, Bednaer, Sannitz
2. Block: Hekkinen, Schlumpf; Domenichelli, Metropolit, Rüfenacht
3. Block: Kienzle, Blatter; Kostner, Brett McLean, Murray
4. Block: Nodari, Kamber; Reuille, Conne, Simion
Bemerkungen:
SCL Tigers ohne Claudio Moggi, Bäumle, Kim Lindemann und Simon Moser (alle verletzt)
HC Lugano ohne Hirschi, Nummelin, Brady Murray (alle verletzt) und Morant (gesperrt)
Reuille verschiesst Penalty (30.).