Power off: Brendan Shanahan hört auf

Einer der letzten echten Power Forwards erklärte gestern seinen Rücktritt: Brendan Shanahan (40) hört auf, nachdem es in New Jersey nicht mehr reichte und ihn auch kein anderer Club verpflichten wollte.

Die NHL-Karriere des als Sohn irischer Einwanderer in der Nähe von Toronto geborenen Stürmers begann vor 22 Jahren bei den New Jersey Devils, die ihn im Draft 1987 an #2 zogen und sofort in ihre NHL-Mannschaft einbauten. Shanahan hatte bereits als Junior bei den London Knights seinen typischen kraftvoll-aggressiven Stil gespielt und arbeitete sich bei den Devils in wenigen Jahren zum 30-Tore-Stürmer hoch. So wurde die Konkurrenz schnell gierig und im Sommer 1991 verpflichteten die St. Louis Blues den damals 22-Jährigen als Free Agent. Im Gegenzug mussten die Blues Top-Verteidiger Scott Stevens als Entschädigung an New Jersey abgeben, worüber die Devils heute noch froh sein dürften.



In St. Louis schaffte "Shanny" schließlich den endgültigen Durchbruch zum Star, als er zweimal die 50 Tore toppte. 1993-94 stellte er dabei mit 52-50-102 Punkten und 211 Strafminuten seine Karrierebestmarken auf. Shanahan spielte Left Wing neben Spielmacher Craig Janney und Sniper Brett Hull, und diese Reihe zeigte hervorragende Chemie und die perfekte Mischung aus Power und Finesse. Nachdem allerdings Playofferfolge ausblieben, kriselte es in der Lockoutsaison 94-95 (wo Shanahan 3 Spiele mit 5 Toren und 3 Vorlagen für Düsseldorf machte). Genau wie Hull geriet Shanny immer wieder mit Head Coach Mike Keenan aneinander. Außerdem spannte er seinem Center Janney noch die Frau aus, was sich nicht grade gut aufs Betriebsklima auswirkte. Janney wurde schließlich noch während der Saison getradet, aber auch für Shanahan war seine Zeit in Missouri abgelaufen.

An der Ostküste suchten gerade die schwächelnden Hartford Whalers verzweifelt nach einem Leader und Star, der das Team führen und Zuschauer ins Civic Center locken konnte. Der eigentlich dafür vorgesehene Chris Pronger war mit seinen 20 Jahren und nach nur 2 Spielzeiten noch nicht reif und wurde im Sommer 1995 für Shanahan zu den Blues transferiert. In Hartford wurde Shanny sofort zum Captain ernannt und wurde auch mit 44-34-78 gleich Topscorer. Nachdem auch er aber die Whalers nicht in die Playoffs schießen konnte und die Umzugsgerüchte um den Club immer konkreter wurden, suchte der Stürmer zu Beginn der nächsten Saison (der letzten vor dem Umzug nach Carolina) einen Trade.



Er sollte ihn bekommen, als die Detroit Red Wings ihn im Oktober 1996 für den überzähligen Center Keith Primeau und den alternden Abwehrstar Paul Coffey nach Motown holten. Acht Monate später konnte Shanahan zum ersten Mal den Stanley Cup hoch stemmen, denn er war genau das Puzzleteil gewesen, das den Wings noch zum Titel gefehlt hatte. In die eher soften Topreihen Detroits brachte er die noch fehlende Härte, gleichzeitig war er mit seinem hervorragenden Schuss ein perfekter Partner für Center Steve Yzerman. Insgesamt 9 Jahre verbrachte der Kanadier in Detroit, wo er sich als Bilderbuchprofi bewies, grade mal 22 Saisonspiele verpasste und es zum A-Captain brachte. Dreimal 40 Tore und viermal 30 Tore verbuchte Shanahan bei den Wings, vor allem aber gewann er 1997, 1998 und 2002 drei Stanley Cups. Nach dem Lockout - wo er sich sehr für einen neuen Tarifvertrag und überarbeitete Regeln engagierte - schaffte er gut erholt 2005-06 seine letzte 40-Tore-Saison. Mit inzwischen 37 Jahren und läuferisch deutlich nachlassend erhielt er jedoch keinen neuen Vertrag mehr in Detroit.



Die nächste Station waren die New York Rangers, die bekanntlich nie Skrupel haben, alte Stars für viel Geld einzukaufen. Gleich in seinem ersten Spiel für die Blueshirts schoss Shanny sein 600. Tor und zusammen mit Jaromir Jagr führte er die Rangers zu ihrer ersten gewonnenen Playoffrunde in 10 Jahren. Mit seinen bekannten Kämpferqualitäten (so lieferte er sich noch mit fast 38 einen Fight mit Heavyweight-Goon Donald Brashear) und seinen Toren verhalf er dem Club wieder zu mehr Respekt und Teamgeist. Nach zwei Jahren wurde er dann aber zu langsam um noch als Stammspieler auflaufen zu können, wollte aber auch noch nicht aufhören. Da er mit seiner Familie auch nicht aus New York weg ziehen wollte, hängte er 2008-09 noch eine halbe Saison bei den New Jersey Devils ran, wo er seine Karriere einst begonnen hatte.

Brendan Shanahan beendet seine Karriere mit fantastischen 656-698-1.354 Punkten (und 2.489 PIM) in 1.524 Spielen. In den ewigen Listen ist er damit je 11. bei Spielen und Toren, 23. bei den Punkten und 49. in Assists. Dazu kommen ebenfalls beeindruckende 60-74-134 Punkte aus 180 Playoffgames. "Shan the Man", der im Gegensatz zu fast allen anderen Power Forwards seiner Generation von schweren Verletzungen verschont blieb, zeichnete sich dabei durch eine bemerkenswerte Beständigkeit aus. 19 Saisons in Folge hatte er mindestens 20 Tore, öfter schaffte es nur der unverwüstliche Gordie Howe. Der dreimalige All-Star (1994, 2000, 2002) und Teilnehmer an 8 All-Star Games gewann als einzige individuelle Auszeichnung 2003 die King Clancy Trophy für Führungsarbeit und humanitären Einsatz. International gewann Shanahan mit Kanada den Canada Cup 1991, die Weltmeisterschaft 1994 und die Olympischen Spiele 2002.

Mit seinem Rücktritt übernimmt nun Teemu Selänne als Aktiver mit den meisten Toren (589) und Mark Recchi bei den meisten Spielen (1.510). In Sachen Power Forward bleiben jetzt wohl nur noch Keith Tkachuk und Owen Nolan übrig, da diese Spielergattung in ihrer klassischen Form (Shanahan hatte 96 Fights in der NHL, darunter gegen legendäre Enforcer wie Bob Probert) inzwischen praktisch ausgestorben ist. Shanahans Aufnahme in die Hall of Fame steht außer Frage, möglicherweise kommt sie schon nach Ablauf der dreijährigen Wartefrist.

Brendan Shanahan Tribute Video