Noi tifosi siamo dell‘ Ambri
Zum Jahresbeginn hatte ich mir vorgenommen einen lang ersehnten Wunsch zu erfüllen, den Besuch eines Heimspieles des HC Ambri-Piotta (HCAP) in der Valascia am Gotthard. Schon viel positives wurde mir berichtet von der etwas anderen Atmosphäre in der Leventina, oftmals hieß es man kann das kaum mit Worten beschreiben sondern man soll da einfach mal hinfahren und sich selbst ein Bild machen. Schon sehr lange steht der Provinzclub aus dem Tessin ganz oben auf meiner Beliebtheitsskala, da traf es sich gut, dass für diesen Tag mit den SCLT ein weiterer sympathischer Verein dort seine Visitenkarte abgab. Übrigens ist diese Fahrt an den Gotthard auch nicht weiter als z.B. jedes der SERC-Gastspiele in Bayern in dieser Saison.
Um den Tag mit noch etwas Sightseeing aufzufüllen, waren vorher noch einige Stunden in Luzern am Vierwaldstättersee angesagt. Kurz vor der Fastnachzeit, gab es dort mit etlichen Guggenmusikgruppen die in der Innenstadt unterwegs waren sogar noch einen farbenfrohen Extra-Obolus gratis dazu. Fastnacht in der Schweiz ist also doch etwas mehr als nur der Baseler Morgenstraich.
Am späten Nachmittag ging es dann via Gotthardtunnel hinauf in das Leventiner Tal. Schon von der Autobahn aus war rechter Hand die Valascia (das Stadion des HCAP) klar in dem kleinen Dorf (dass von der Größe her sicher auch für Weigheim oder Mühlhausen keine Konkurrenz darstellt) auszumachen. Die erste Frage die man sich da unweigerlich stellt: die kann man nur auf die Idee kommen in ein solches Dorf ein Eisstadion für 7000 Fans zu stellen? Die zweite Frage die dann spätestens nach passieren des Ortschildes aufkommt: Wie bekommt man immer wieder so erstklassige Spieler wie Trudel, Domenichelli, Westrum oder wie sie auch immer heißen dazu hier oben in der Pampa oftmals jahrelang Eishockey zu spielen oder gar zu leben?
Da wir zeitig dran waren, gab es auch kein Problem schnell einen (kostenfreien) Parkplatz zu finden. Der Mannschaftsbus der SCLT und einige Fans aus dem Ämmitau waren auch schon da. Für ein abschotten von Spielern und Fans, wie es ja an vielen Stadien der Fall ist, gibt es hier keinerlei Möglichkeiten und so gab es noch einige gute Ratschläge der Fans an die Spieler auf dem Weg in die Garderobe.
Wenn man in die Halle reinkommt, sticht einem natürlich auf der Geraden erst mal das berüchtigte Gäste-"Käfig" - eigentlich müsste es ja LugaNO-"Käfig" heißen, ins Auge. So hat es halt zur Folge das bei "neutralen" Spielen auch die anderen Gästefans darin vorlieb nehmen müssen. Man kann damit schon erahnen, was hier bei einem Tessinerderby so abgeht. Mein Weg führte mich aber nicht ins Gäste –(Tiger)käfig sondern zur Curva Sud (sorry Jule, "biancoblu" ist doch immer noch etwas vor den Tigers in der NLA-Hitliste. Nächsten Samstag bei eurem Heimspiel vs HCL, drücken euch aber einige SERC-Fans die Daumen, da bin ich mir sicher).
Einfach mitten rein stellen in der Curva Sud wurde mir geraden. Gesagt - Getan, war wirklich absolut kein Problem das man von irgendwelchen Stammplatzfans verscheucht wird. Ok, es wurde auch nicht extrem voll, so dass man auch keine Platzpanik bekommen musste. (und im BB ist wirklich noch kälter)
Schnell gab es auch etwas Kommunikation mit einem jungen Paar im Ambri-Outfit. Sie kamen aus Bülach bei Kloten und fahren so oft es geht zu den Spielen nach Ambri. Lustig auch mal wieder, dass man Schwenningen natürlich kannte. Der junge Mann spielte als Schüler selbst mal Eishockey, und damals eben auch 1-2 mal im Bauchenberg. Wirklich bemerkenswert, genau wie beim Länderspiel in Rapperswil kennt man Schwenningen in den CH-Stadien also in erster Linie von Jugend-/Schülerspielen, als die Young Wings sich im Bauchenberg und in Helvetia noch mit eidgenössischen Teams auseinander zu setzen hatten.
Zum Spiel:
15 Tore, torreichstes NLA Spiel seit Jahren, was will man mehr. 10 der 15 Tore sogar direkt vor der Curva Sud. Herausragend auf Ambri-Seite: Reto Stirnimann, Erik Westrum und Martin Sonnenberg. Trotz der sechs Gegentreffer (wo sicher auch 1-2 vermeidbare dabei waren) gefiel mir aber auch Thomas Bäumle im HCAP-Tor mit einigen "Big Saves" gut. Zu Langnaus Abwehrverhalten hab ich mich wirklich zwei Drittel lange gefragt ob jetzt die Abwehr die Unsicherheit auf Torhüter Schoder überträgt oder ob es umgekehrt war. Als dann im letzen Drittel Michael Flückiger im Tor war und es plötzlich ging, war auch diese Frage beantwortet. Matthias Schoder ist wohl kpl. außer Form zur Zeit.
Was mir noch besonders aufgefallen ist, die vielen Versuche der Stürmer beider Teams von hinter dem Tor durch anschießen des Torhüters einen Treffer zu erzielen. Also da sucht man z.B. bei uns doch fast immer einen gut platzierten Mitspieler in Szene zu setzen.
Zur Stimmung:
Also mir war schon bewusst, dass diese Partie unterhalb des Striches nicht unbedingt viele Fans anlocken würde, mit etwas mehr Enge in der Curva Sud hatte ich aber trotzdem gerechnet. Die Stimmung hielt das was ich mir versprochen hatte. Sehr viele abwechslungsreiche melodische Gesänge, die wirklich während der gesamten Spielzeit, ohne Unterbrechung regelrecht zelebriert wurden. Da wird man wirklich inspiriert mitzusingen, obwohl man dann hin und wieder an den fehlenden italienisch Kenntnissen scheitert. Aber das kann man ja bis zum nächsten mal versuchen etwas zurechtzubiegen. Da es ja auch zu einem Sieg Ambri´s kam gab es dann zum Abschluss noch als Krönung "La Montanara" die Kulthymne, Gänsehautfeeling pur.
Fazit:
Alles in allem kann man aber sagen: es stimmt, man muss einfach mal dort gewesen sein. Vieles lässt sich wirklich nicht mit Worte beschreiben, und ein Tessiner Derby z.B. hab ich auch etwas bewusst als Steigerungsmöglichkeit noch als weiter Option offen gelassen.
Trailer zur Fahrt nach Ambri via LU: *klick*
Matchbericht: HC Ambri-Piotta - SCL Tigers 9:6 (3:2 5:1 1:3)
Die SCL Tigers verlieren in der Valascia gegen den HC Ambri-Piotta mit 9:6 Toren. In einem Spiel mit zahlreichen Defensivfehlern auf beiden Seiten verzeichneten die Leventiner die geringere Anzahl von Unzulänglichkeiten.
Der Ambri-Stürmer Reto Stirnimann hat dabei mit seinem ersten NLA-Hattrick maßgeblich zum 9:6 Erfolg der Leventiner beigetragen.
Die Tigers bäumten sich im letzten Drittel mit drei Toren innerhalb von vier Minuten noch gegen die Niederlage auf. Aber die Hypothek, einen Rückstand von sechs Toren aufzuholen, war schlicht zu gross.
Matchtelegramm:
SCL Tigers - HC Ambri-Piotta 9:6 (3:2 5:1 1:3)
Valascia: 3'240 Zuschauer
Schiedsdrichter: Kunz, Abegglen/Schmid
Torfolge:
10. Stirnimann 1:0.
11. Sutter (Claudio Moggi, Sandro Moggi) 1:1.
12. Stirnimann (Duca, Demuth) 2:1.
14. Kutlak (Du Bois/Ausschluss Zeiter) 3:1.
20. Bieber (Holden) 3:2.
22. Westrum (Celio, Christen) 4:2.
30. Holden (Setzinger) 4:3.
30. Stirnimann (Ausschluss Claudio Moggi) 5:3.
36. Sonnenberg (Naumenko, Westrum/Ausschluss Neff) 6:3.
39. Bianchi 7:3.
40. Corsin Camichel (Sonnenberg, Westrum) 8:3.
45. Bianchi (Christen, Schönenberger) 9:3.
45. Simon Moser (Sutter) 9:4.
46. Blum (Zeiter, Murphy) 9:5.
49. Bieber (Holden) 9:6.
Strafen:
SCL Tigers: 11mal 2 Minuten
HC Ambri-Piotta: 10mal 2 plus 10 Minuten (Corsin Camichel)
SCL Tigers
Torhüter: Schoder (ab 41. Flückiger)
1. Block: Lüthi, Bayer; Varada, Zeiter, Debrunner
2. Block: Murphy, Blum; Setzinger, Holden, Neff
3. Block: Stettler, Ch. Moser; Sandro Moggi, Sutter, Claudio Moggi
4. Block: Aegerter; Simon Moser, Adrian Gerber, Bieber
HC Ambri-Piotta
Torhüter: Bäumle
1. Block: Naumenko, Mattioli; Sonnenberg, Westrum, Camichel
2. Block: Kutlak, Celio; Duca, Stirnimann, Demuth
3. Block: Du Bois, Gautschi; Bianchi, Schönenberger, Christen
4. Block: Tallarini, Sciaroni; Imperatori, Siritsa, Schena
Bemerkungen:
SCL Tigers ohne Toms, Joggi und Stephan Moser (alle verletzt)
HC Ambri-Piotta ohne Domenichelli, Zanetti und Pont (alle verletzt),