Goodbye, Stevie Y Mit Steve Yzerman hat der mit 22 Spielzeiten dienstälteste Spieler und Captain der Liga seine Schlittschuhe an den Nagel gehängt. Wenn man Stevie kurz beschreiben sollte, dann wohl als den ultimativen "good guy" der NHL. Niemals sorgte er für Skandale, niemals für böse Fouls, immer brachte er seine Leistung ohne zu murren. Obwohl er die ersten Jahre seiner Karriere bei einem Kellerteam verbrachte, verlangte er nie einen Trade oder finanzielle Nachbesserungen seiner Verträge. Yzerman war ein Bilderbuch-Profi und -Kapitän, für seinen langjährigen Coach Scotty Bowman war es "ein Traum, Steve im Team zu haben" und der Center für ihn "das beste Vorbild, dass es im Hockey gibt". Stevie Y, von den Fans als The Captain verehrt, war Herz und Seele der Red Wings und das Symbol für den Aufstieg eines Loserteams zum besten Club der 90er Jahre.
Yzerman & Fedorov - eines der besten Center-Duos der 90er
Geboren am 9. Mai 1965 in Cranbrook, British Columbia, wurde Yzerman nach zwei starken Junioren-Spielzeiten für Peterborough und einer Bronzemedaille bei der U20-WM im Draft 1983 an #4 von den Detroit Red Wings gezogen. Die Wings wollten eigentlich Pat LaFontaine, einen gebürtigen Detroiter, aber der ging einen Platz vorher an die Islanders. Yzerman sorgte aber schnell dafür, dass die Wings ihre Wahl nicht bereuten: mit 18 schaffte er sofort den Sprung ins Team und markierte gleich 39 Tore und 87 Punkte, beides noch heute gültige Rookie-Clubrekorde. Er spielte sein erstes All-Star Game und führte die Wings in die Playoffs, die sie in den 17 Jahren davor ganze zwei Mal geschafft hatten. Den folgenden Herbst spielte er als 19-Jähriger im '84er Canada Cup, wo er aber wegen Krankheit kaum zum Einsatz kam.
In seiner dritten Saison in der Liga wurde er mit grade Mal 21 Jahren neuer Captain der Red Wings, was er bis zu seinem Karriereende 20 Jahre später auch bleiben sollte. Yzerman wurde Ende der 80er endgültig zum Superstar, als er sechs Spielzeiten in Folge über 100 Punkte schaffte. 1988-89 markierte er in seiner besten Saison 65-90-155 in 80 Spielen, noch heute Wings-Clubrekord. Dafür bekam er von der NHLPA den Lester Pearson Award als Herausragender Spieler der Saison, doch in der großen Ära von Gretzky und Lemieux sollte es lange Zeit sein einziger Pokal bleiben. Yzerman punktete nicht nur viel, sondern auch schön. Er hatte ein Flair für "künstlerisch wertvolle" Spielzüge und dramatische Tore, während er die Defensivarbeit lieber anderen überließ. Das führte dazu, dass der damalige kanadische Nationaltrainer [/b]Mike Keenan[/b] ihn bei den Canada Cups '87 und '91 außen vor ließ, was für starke Proteste in Kanada (und natürlich Detroit) sorgte.
Mit der Conn Smythe nach dem Cup-Gewinn 1998
Den entscheidenden Punkt in seiner Karriere markierte aber die Ankunft von Scotty Bowman als Head Coach der Wings im Jahre 1993. Die knorrige Trainerlegende machte aus Yzerman einen besseren Zwei-Wege-Spieler, der persönliche Stats ohne zu klagen in Teamerfolg umwandelte. 1996 revanchierte sich Stevie zunächst einmal bei "Iron Mike", als er dessen St. Louis Blues mit diesem Schuss in der 2. OT von Spiel 7 aus den Playoffs warf. Im selben Jahr kehrte er beim World Cup auf die große internationale Bühne zurück und erzielte den Game-Winner im 1. Finalspiel gegen den späteren Titelgewinner USA. Während seiner 19 Seasons als Captain verpassten die Wings nur einmal die Playoffs und 1997 holten sie mit einem Sweep gegen Philadelphia endlich ihren ersten Stanley Cup in 42 Jahren. Ein Jahr darauf wiederholten sie den Final-Sweep, diesmal gegen Washington. Yzerman gewann die Conn Smythe Trophy als Playoff-MVP dank seiner 24 Punkte in 22 Spielen.
“The Captain“ verlässt für immer die Bühne, nach dem Play-Off Ende vs. Oilers 2006
Als seine Offensivkünste mit Mitte 30 langsam nachließen, arbeitete er noch härter an seiner Defensive und gewann 99-00 sogar die Frank Selke Trophy als Bester Defensivstürmer der Liga - was ihm in den 80ern keiner je zugetraut hätte. Sein letzter großer Auftritt in der NHL gelang ihm in den Playoffs 2002, wo er mit 23 Punkten in ebenso vielen Spielen mit den Wings gegen Carolina seinen dritten Cup holte. Im gleichen Jahr war er trotz eines kaputten Knies einer der Führungsspieler für Team Canada bei deren erstem Olympiagold in 50 Jahren. Die letzten Jahre seiner Karriere hatte er mit schweren Verletzungen zu kämpfen und gewann 2003 die Bill Masterton Trophy für sein Comeback von seiner Knie-Operation. Zum Ende hin war er sich als vollkommener Teamspieler nicht zu schade, den Defensivstürmer in der 3. Reihe zu geben. Nach der Saison 05-06 geht er nun mit 41 endlich in den wohlverdienten Ruhestand, obwohl ihm der Abschied sichtlich schwer gefallen ist.
Ende einer Ära - nach 20 Jahren brauchen die Wings einen neuen Captain
Mit 1.755 Punkten in 1.514 Spielen belegt Yzerman den 6. Platz in der ewigen Scorertabelle der NHL, seine 185 Punkte in 196 Playoffspielen bedeuten Rang 8 in dieser Kategorie. Auch mit seinen 692 Toren (8.) und 1.063 Vorlagen (7.) ist er in den Top-10 beider Kategorien vertreten. Zehnmal spielte er im All-Star Game, davon sechs Jahre infolge von 88 bis 93, dazu eine All-Star Ehrung 2000. International spielte er außerdem noch bei Olympia '98 in Nagano und den Weltmeisterschaften 1985, '89 und '90. Bei letzterer erzielte er 10 Tore und 10 Vorlagen in 10 Spielen und wurde zum Besten Stürmer des Turniers sowie ins WM-All-Star-Team gewählt. Stevies Aufnahme in die Hall of Fame und das retirement seiner #19 in Detroit sind eine sichere Sache. Die Red Wings wollen ihren "ewigen Captain" weiter im Club behalten und haben ihm einen Posten im Management angeboten.
„Er war das Gesicht der Detroit Red Wings in den letzten 20 Jahren und wird in Erinnerung bleiben als einer der besten Spieler und Anführer, die es jemals im Eishockeysport gab.“
Wayne Gretzky über Steve Yzerman nach dessen Karriereende
Steve Yzerman Tribute Video