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 NHL-Teams History
GoWest29 Offline

Web-Master


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04.06.2006 16:51
Teamhistorie: Montreal Canadiens - »Der Mythos Montreal Canadiens« Antworten
Teamhistorie: Montreal Canadiens - »Der Mythos Montreal Canadiens«

"To you from failing hands we throw the torch. Be yours to hold it high." Das so genannte "Torch Poem" stammt von einem kanadischen Soldaten, der diese Zeilen über den Tod während des Ersten Weltkriegs in Flandern verfasste. Bis heute ist das "Torch Poem" das Motto der Montreal Canadiens. Lange war dieser Spruch an der Kabinenwand zu lesen.

Keine Franchise in der NHL kann auf eine ähnlich großartige, erfolgreiche, aber manchmal auch tragische Geschichte wie die Montreal Canadiens zurückblicken. Die Canadiens, sie sind ein lebendiger Mythos. Spieler wurden bei den "Habs" zu Helden, zu Legenden, die zu ihrer aktiven Zeit und darüber hinaus zutiefst verehrt wurden und werden. Bis heute stemmten die Spieler mit dem großen "C" und dem kleinen "H" auf der Brust 24-mal den Stanley Cup in die Höhe. Für große Teile der französischen Bevölkerung Kanadas ist der Rekordmeister der NHL mehr als nur ein Eishockeyklub. Die Montreal Canadiens verkörperten die sportliche Rebellion der Québécois gegenüber dem englischsprachigen Kanada und die Bevölkerung sah ihr Selbstwertgefühl durch die vielen Stanley Cup-Siege der "Habs" gestärkt. Doch der große Glanz vergangener Tage ist verblasst. Der Mythos Montreal Canadiens lebt hauptsächlich von der Tradition und der Geschichte.

Ein Rekordmeister wird geboren

Bevor die NHL zum Leben erwachte gab es die Montreal Canadiens bereits. Ob J. Ambrose O´Brian wusste, was er am 4. Dezember 1909 erschaffen hatte, ist zu bezweifeln. Sein Gedanke Anfang des 20. Jahrhunderts: Ein frankokanadisches Eishockeyteam als Gegengewicht zu den vielen englischen Klubs wie den Shamrocks, den Wanderers oder den Maroons in Montreal zu gründen, und das, obwohl O´Brian, Sportler aus Ottawa und Sohn eines Industriellen, nicht französischer Abstammung war.

Schnell wurde der Klub unter dem Spitznamen "Habitants" bekannt. Als "Habitants" oder kurz "Habs" wurden früher die französischen Siedler bezeichnet, die sich in der kanadischen Provinz Quebec niedergelassen hatten. Auch die französische Bezeichnung des Wortes Canadian hatte zur damaligen Zeit eine ähnliche Bedeutung, denn so wurden die Arbeiter in Montreal bezeichnet. Am 5. Januar 1910 bestritten die Montreal Canadiens vor 3000 Zuschauern unter freiem Himmel im Jubilee Rink ihr erstes Spiel der Geschichte gegen die Cobalt Silver Kings, das die "Habitants" mit 7:6 nach Verlängerung für sich entscheiden konnten. Jack Laviolette, der erste Manager der Montreal Canadiens, formte en Team, das schon damals mit bekannten Spielern wie Edouard "Newsy" Lalonde, Didier Pitre, Art Bernier und Skinner Poulin an den Start ging. Die Spieler trugen blaue Trikots mit einem großen weißen C auf der Brust, weiße Hosen und lange, rote Wollstutzen. Das Team wechselte in der Folge aufgrund einer Namensstreitigkeit den Besitzer. Unter dem neuen Eigner, George Kennedy, dem der "Club Athletique Canadiens" gehörte, spielten die Canadiens in ihrer bis heute bekannten blau-weiß-rot-roten Farbkombination. Das C auf der Brust zierte nun zusätzlich noch ein A für "Club Athletique". Der Erfolg der neuen Mannschaft stellte sich schnell ein. In der Saison 1915-16 gelang der Durchbruch. Ais Repräsentant der National Hockey Association (NHA), die im frühen 20. Jahrhundert bei weitem nicht die einzige Eishockeyliga in Kanada war, spielten die Montreal Canadiens gegen die Portland Rosebuds aus der Pacific Coast Hockey Association (PCHA) um den schon damals begehrten Stanley Cup. Nach vier Duellen hatten beide Mannschaften je zwei Spiele für sich entschieden. Im fünften und entscheidenden Spiel traf Goldie Prodgers im Schlussabschnitt beim Spielstand von 1:1 und sorgte für den ersten Stanley Cup-Sieg der Montreal Canadiens. Jeder der Spieler erhielt übrigens ganze 238 Dollar für den Erfolg. Im November 1917 wurde die Franchise in "Le Club Hockey Canadien" umgetauft. Das A im Logo wurde durch das H für Hockey- das nicht, wie oft irrtümlich behauptet, für "Habitants" steht- ausgetauscht. Bis heute ist das "CH" auf der Brust der Habs eines der bekanntesten Sportlogos der Welt. Um den Patriotismus zu wecken, wählte "Le Club Hockey Canadien" den allgemein bekannten Namen Montreal Canadiens.


Das Canadiens Team, das 1916 zum ersten Mal den Stanley Cup gewann.

Erste Triumphe und Tragödien

Die Montreal Canadiens gehören nicht nur zu den Original Six-Teams der NHL, sondern sie haben maßgeblichen Anteil am Entstehen der Eishockeyliga. 1916-17 erreichten die Habs als bestes Team der NHA ein zweites Mal das Finale um den Stanley Cup. Den Erfolg aus dem Vorjahr konnten die Canadiens aber nicht wiederholen. Der Stanley Cup ging an die Seattle Metropolitans aus der PCHA, die als erstes US-amerikanisches Team die Trophäe gewannen.

Dafür waren die Canadiens intensiv an den Planungen für eine neue Liga beteiligt. Die Konflikte innerhalb der NHA suchte der Klub auf diesem Wege zu lösen. Hauptparteien der Streitigkeiten waren auf der einen Seite der Besitzer der Toronto Blueshirts, Eddie Livingstone und die Besitzer der anderen NHA-Klubs, die Canadiens, die Montreal Wanderers, die Ottawa Senators, die Québec Bulldogs und das Armeeteam des 228. Bataillons aus Toronto, dessen Fortbestand durch den ersten Weltkrieg bedroht war. Schließlich konnte Eddie Livingstone mit seinen Toronto Blueshirts ausgebootet werden, so dass am 29. November 1917 im Windsor Hotel in Montreal die NHL gegründet wurde. Mit dabei: die Montreal Canadiens, die sich fortan die Spielstätte mit den Montreal Wanderers teilten. Doch die erste Saison verlief nicht immer erfolgreich. Zwar dominierten die Canadiens die Liga während der Vorrunde und George Vezina wurde der erste Torwart der NHL, der einen Shutout feiern konnte. Aber nicht nur die Spielstätte der Canadiens und der Wanderers, die Montreal Arena, wurde nach einem Brand völlig zerstört, so dass die "Habs" wieder in den offenen Jubilee Rink umziehen mussten. Dazu verloren die Canadiens in den Play-Offs gegen die Toronto Arenas. In der zweiten NHLSaison befanden sich die Canadiens aber wieder auf Cup-Kurs. Es kam zu einem erneuten Aufeinandertreffen mit den Seattle Metropolitans, gegen die die "Habs" zwei Jahre zuvor im Finale den Kürzeren gezogen hatten. Nach fünf Spielen in der Best-of-Seven-Serie war noch kein Sieger zwischen den beiden Teams gefunden, als das Schicksal auf tragische Weise zuschlug. Das letzte Finalspiel war für den 1. April 1919 terminiert. Doch gleich fünf Spieler sowie Manager George Kennedy hatten sich mit der Spanischen Grippe angesteckt, die von 1918 bis 1 920 wütete und insgesamt weltweit etwa 25 Millionen Todesopfer forderte. Das Finalspiel wurde abgesagt, da eine Eishockeymannschaft damals meist nur aus zwölf Spielern inklusive des Torwarts bestand. Zum ersten und bis heute einzigen Mal gab es keinen Stanley Cup-Sieger. Vier Tage danach starb Canadiens-Spieler "Bad" Joe Hall an dem verheerenden Virus. Innerhalb eines Jahres verlor auch Teameigner George Kennedy sein Leben an den Folgen der Epidemie. Einen weiteren Schicksalsschlag mussten die Montreal Canadiens im Sommer des Jahres 1919 hinnehmen, als ein zweites Mal binnen kürzester Zeit ihre Spielstätte, diesmal der Jubilee Rink, durch ein Großfeuer zerstört wurde.

Auf dem beschwerlichen Weg an die Spitze

Nach dem Tod ihres Besitzers George Kennedy verkaufte die Witwe des Verstorbenen die Franchise an Leo Dandurand, Jos Cattarinich und Louis A. Letourneau für 11.500 Dollar. Die Montreal Canadiens, die mittlerweile ihre Heimspiele in der extra erbauten Mount Royal Arena austrugen, spielten eine starke Rolle in der noch jungen NHL. 1924 schlugen die "Habs" in den Piay-Ofts die Ottawa Senators und durften als Vertreter der NHL im Finale um den Stanley Cup spielen. Angetrieben von Auréle Joliat, der mit dem starken Rookie Howie Morenz und dem erfahrenen Billy Boucher eine gefährliche Sturmreihe bildete, holten die Montreal Canadiens ihren zweiten Meistertitel. Howie Morenz erzielte in beiden Spielen gegen die Calgary Tigers einen Hattrick, während Biliy Boucher im Aufeinandertreffen mit den Vancouver Millionaires glänzte und dreimal ins Schwarze traf. Dazu hatten die "Habs" mit Georges Vézina den besten Goalie der damaligen Zeit im Tor. Seine Ruhe und Gelassenheit im Gehäuse wirkte auf die gesamte Mannschaft. Als Titelverteidiger waren die Canadiens in der kommenden Spielzeit gezwungen, erneut ihre Spielstätte zu wechseln. In der Mount Royal Arena kamen Probleme mit der Eisfläche auf und dass Team musste notgedrungen in das Montreal Forum umzuziehen, das kurz zuvor für die Montreal Maroons erbaut worden war. Im ersten Spiel überhaupt im Forum gewannen die Canadiens gegen die Toronto St. Patricks mit 7:1. Im späteren Saisonverlauf konnten die "Habs" auch wieder in die Mount Royal Arena umziehen. Doch den Stanley Cup holten sich diesmal die Victoria Cougars (heute Detroit Red Wings) aus der WHL (Western Hockey League). In den kommenden Jahren war der Cup übrigens nur noch für den Sieger der NHL-Play-Offs bestimmt, die anderen Ligen spielten keine Rolle mehr.


Torwart Georges Vézina

Im November 1926 schlug das Schicksal erneut zu. Im ersten Drittel eines Spiels brach Torwart Georges Vézina mit hohem Fieber zusammen. Die niederschmetternde Diagnose: Tuberkulose. Damit hatten die Canadiens ihren großen Rückhalt verloren. Geschockt von den Ereignissen brachten sie kein Bein mehr auf den Boden. Kurz nach dem Ende der Saison 1926-27 starb Georges Vézina im Alter von 39 Jahren an den Folgen seiner schweren Erkrankung. Ihm zu Ehren wurde die Vézina Trophy geschaffen, die bis heute Jahr für Jahr an den besten Torhüter der jeweiligen NHL-Vorrunde verliehen wird. In der folgenden Saison spielten die Habitants permanent im Montreal Forum, so dass die Rivalität zwischen den Stadtrivalen Maroons und Canadiens auf einem neuen Höhepunkt ankam und erst in den späten dreißiger Jahren ein Ende fand, als die Maroons verkauft wurden. Trotz des starken Neulings George Hainsworth im Tor taten sich die Canadiens in den späten zwanziger Jahren schwer und mussten zähneknirschend die Erfolge der Maroons hinnehmen, die 1926 den Cup holten. Doch das Blatt wendete sich in der Saison 1929-30. Die Montreal Canadiens marschierten bis ins Finale der NHL-Play-Offs und schlugen die als unbezwingbar geltenden Boston Bruins. Entscheidender Spieler war dabei Verteidiger Sylvio Mantha, der die zwei Siegtore in den Finalspielen erzielte. Auf der Welle des Erfolgs schwimmend konnten die „Habs“ nur ein Jahr später ihren vierten Cup-Erfolg feiern, als sie auf ihrem Weg in den Play-Offs die Bruins und die Ottawa Senators besiegten. Weil die Spieler des Teams die gegnerischen Reihen oft überliefen, wurden die Canadiens auch die "Flying Frenchmen" (fliegende Franzosen) genannt. Doch der Höhenflug des Montrealer Eishockeys war vorbei. Zwischen 1935 und 1944 gewann kein Team aus der kanadischen Metropole den Stanley Cup. Eine Zeitspanne, die als "Grand Noirceur" (große Dunkelheit) in die nordamerikanische Eishockeygeschichte einging. Und nicht nur deshalb: Mitte der dreißiger Jahre befand sich Stürmer Howie Morenz auf seinem Zenit und begeisterte die NHL-Fans. Bei einem Spiel am 28. Januar 1937 aber raste er, wie es seine Art war, mit hoher Geschwindigkeit in de Zone der Chicago Blackhawks und wurde per Hüftcheck von Hawks-Verteidiger Earl Seibert in de Bande befördert. Das Bein von Howie Morenz verhakte sich in selbiger und Seibert krachte ein zweites Mal in den Canadiens-Stürmer. Bis in den obersten Rang des Forums war das Geräusch des brechenden Beines zu hören. Im Krankenhaus wurde Howie Morenz nach und nach schwächer und bekam Depressionen. Die Nachricht, dass die Verletzung seine Karriere beenden würde, hatte ihn doch mehr getroffen, als es zunächst den Anschein gehabt hatte. Dann der Schock: Am 8. März 1937 starb Howie Morenz. Drei Tage später wohnten dem Abschieds-Gottesdienst im Montreal Forum über 10.000 Menschen bei. Noch Monate nach dem Tod trauerte ganz Montreal. Auf dem Eis lieferten die Canadiens in den kommenden Spielzeiten ein Trauerspiel ab, bis ein neuer Held geboren wurde.


Auréle Joliat blickt auf den leeren Platz
seines Freundes Howie Morenz in der Kabine

Das beste Team aller Zeiten

Während des Zweiten Weltkriegs betrat Joseph Henri Maurice Richard die Eishockeybühne. Eingezogen wurde er nicht- eine Knöchelverletzung verhinderte seinen Dienst an der Waffe. Mit Hector „Toe“ Blake und EImer Lach spielte Maurice Richard in der legendären „Punch-Line“. Schnell erhielt der explosive, intensiv spielende Flügelspieler den Beinamen „Rocket“. Die Montreal Canadiens spielten 1943-44 eine fabelhafte Saison, in denen sie nur fünf Spiele verloren. In den Play-Offs schoss Maurice Richard zwölf Tore und die Spieler der Canadiens stemmten den Stanley Cup in die Höhe. In der folgenden Spielzeit lief Montreals Tormaschine zu Höchstform auf, obwohl die gegnerischen Spieler alles taten um „Rocket“ Richard zu stoppen. Nach 49 Spielen hatte er 49 Tore geschossen und die Fans waren gespannt, ob der Stürmer als erster Spieler die magische Marke von 50 Toren in einer Saison knacken würde. Im heimischen Montreal Forum verschoss Richard zunächst nach einem Foul tatsächlich einen Penalty, doch einen Abend später traf der Stürmer in Boston und stellte damit einen neuen Rekord auf. Den Cup gewann in dieser Saison jedoch der große Canadiens-Rivale Toronto Maple Leafs. Ein Jahr später ließen sich die Canadiens nicht stoppen: In den Play-Offs räumten sie die Chicago Blackhawks aus dem Weg, als sie die vier Duelle mit einer sensationellen Tordifferenz von 26:7 Treffern klar für sich entschieden. Auch die Boston Bruins waren kein gleichwertiger Gegner und konnten die Montreal Canadiens auf dem Weg zu ihrem sechsten Stanley Cup nicht aufhalten.


„Rocket“ Maurice Richard

Die fünfziger Jahre sollten die erfolgreichste Ära in der Geschichte der Franchise werden. Zwar beendeten nach und nach Spieler wie Toe Blake oder Goalie Bill Durnan, der sechsmal die Vézina Trophy gewinnen konnte, ihre Karrieren. Aber zwischen 1951und 1960 standen die Canadiens jedes Jahr im Finale. Schon 1953 gewann das Team seinen siebten Stanley Cup. Stürmer Elmer Lach schoss gegen die Boston Bruins das entscheidende Tor.

Bemerkenswerten Mut bewies aber Coach Dick Irvin, der während der Finalserie Jacques Plante durch den Backup-Goalie Gerry McNeil ersetzte. Dieser glänzte mit zwei Shutouts in den Endspielen. In den kommenden Spielzeiten war jedoch Jacques Plante die unangefochtene Nummer eins im Gehäuse. Der sechsfache Vézina Trophy-Gewinner war der erste Torhüter in der NHL, der- nach einem Nasenbeinbruch im Jahr 1959- regelmäßig eine Torhütermaske trug. Nach und nach wurde der Kader durch General Manager Frank Selke mit Spielern wie Jean Béliveau, Dickie Moore, Doug Harvey oder Bernie "Boom-Boom“ Geoffrion ergänzt. Von 1956 bis 1960 gewannen die Montreal Canadiens unter ihrem neuen Trainer Toe Blake fünf Stanley Cups in Serie. Mit dem insgesamt achten Triumph im Jahre 1956 überholten die Canadiens die Maple Leafs nach Cup-Siegen. Und noch heute halten viele Fans und Experten die Mannschaft der Canadiens der fünfziger Jahre für die beste aller Zeiten. Vor allem die Sturmreihe mit Maurice Richard, dessen Bruder Henri und Dickie Moore spielte die Gegner schwindlig. Aber auch Akteure wie Gentlemen Jean Béliveau, Verteidiger Doug Harvey, der elfmal in Folge in das All-Star-Team der NHL berufen wurde, oder Bernie Geoffrion wurden im Dress der „Habs“ zu Legenden. Ein Großteil der frankokanadischen Bevölkerung vergötterte die Montreal Canadiens und ihre Spieler nun endgültig.


Gentlemen Jean Béliveau

Über allem stand Maurice Richard. "Rocket“ wurde zum Volksheld und Idol, schließlich verkörperte er das französische Kanada und gab der sich oft minderwertig fühlenden, französischsprachigen Bevölkerung Mut und Selbstwertgefühl. Voller Stolz besaßen unzählige Fans ein Trikot ihres Vorbilds. Die Leibe zu den Canadiens und Maurice Rchard ging sehr weit. Das Trikot der "Habs“ wurde auch als "La Sainte Flanelle (das heilige Flaneltuch) bezeichnet, in Anlehnung an die heilige Robe, die Jesus Christus getragen haben soll. Negatives Highlight der Vergötterung Richards war jedoch der „Richard Riot“. In der Saison 1959 wurde Maurice Richard gesperrt, nachdem er im Verlauf einer Schlägerei einen Linienrichter attackiert hatte. Da er bereits in Vergangenheit einige Mal über die Stränge geschlagen hatte, sperrte ihn Ligapräsident Clarence Campell für die restlichen drei Spiele der Saison und die gesamten Play-Offs. Die Canadiens befanden sich dabei im Kampf um den ersten Platz in der NHL und Maurice Richard war Topskorer der Liga. Eine Welle der Entrüstung machte sich in Montreal breit, doch Ligapräsident Clarence Campbell ging noch weiter und kündigte an, dass er vier Tage nach der Verhängung der Sperre in das Montreal Forum kommen und dem Spiel der "Habs“ gegen die Detroit Red Wings beiwohnen wolle. Er hätte es lassen sollen. Die Sicherheitsvorkehrungen im Forum wurden erhöht. Für die Zuschauer war das Spiel zweitrangig. Eier und andere Gegenstände flogen in Richtung Campbell, Plakate für Richard und gegen Campbell wurden in die Höhe gehalten, die gesamte Partie über herrschte ohrenbetäubender Lärm. Canadiens-Trainer Doug Irvin traf den Nagel auf den Kopf: "Die Leute hätten sich selbst dann nicht für das Spie interessiert, wenn wir 100:1 verloren hätten.“ Die Partie wurde schließlich abgebrochen, als vor der Arena eine Tränengasbombe detonierte. Die Unruhen dauerten die ganze Nacht an. Ganze LKW-Ladungen von Randalieren wurden verhaftet und der Justiz vorgeführt. Maurice Richard bedauerte diese Vorfälle sehr und musste sogar im Radio die Unruhestifter zur Beendigung der chaotischen Zustände in Montreal aufrufen. Insgesamt beliefen sich die Schäden im und am Forum sowie in der gesamten Stadt auf 500.000 Dollar. Die Vorfälle warfen ein negatives Licht auf Montreal und vor allem auf die Stigmatisierung von Maurice Richard zum Volkshelden. Bei den Fans der "Habs“ büßte "Rocket“ Richard seinen Gottstatus aber nie ein. Nach dem elften Cup-Sieg im Jahre 1960 trat der Volkheld der Québécois zurück. Jahrelang hatten die Canadiens mit Richard die Liga dominiert.

Umbruch mit Erfolg

Der Rücktritt von Maurice Richard bedeutete bei weitem nicht das Ende der erfolgreichen Ära der Montreal Canadiens. Noch immer hatten die Habs charismatische Leader und eine Reihe von Topskorern in ihrer Mannschaft. Und doch endete die Serie von Finalteilnahmen. So gar nicht schmeckte den Canadiens die Tatsache, dass die Toronto Maple Leafs den Cup von 1962 bis 1964 dreimal in Folge gewinnen konnten. Im Jahr 1965 und 1966 kehrten die "Habs“ in die Erfolgsspur zurück und holten die begehrte Trophäe wieder nach Montreal. Die Handschrift von Sam Pollock war nun auch spürbar. Der scharfsinnige neue Manager sollte die Canadiens modernisieren und sicherte mit einem revolutionären Farmteam-System die Zukunft der "Habitants“. Mitte der sechziger Jahre bestand das Team aus vielen Veteranen wie den Stürmern Jean Béliveau, Jean-Guy Talbot, Henri Richard und Ralph Backstrom, die von einer nicht weniger schlagfertigen Defensive mit Newcomern wie Jacques Laperriére, Terry Harper und Ted Harris unterstützt wurden.

Nach und nach kamen neue Gesichter wie Goalie Rogatien Vachon, Serge Savard, Guy Lapointe, Jacques Lemaire und Peter Mahovlich in die Mannschaft. Der Umbruch war in vollem Gang. 1967 unterlagen die Canadiens den Toronto Maple Leafs im Finale, 1968 und 1969 holten die „Habs“ ihren 15. und 16. Cupsieg. Zu Beginn der siebziger Jahre sicherten sich die Canadiens über den Draft und die raffinierte Wechselstrategie von „Trader“ Pollock die Dienste von Guy Lafleur, Larry Robinson und Steve Shutt, während Jean „Le Gros Bill“ Béliveau nach dem Cup-Sieg in der Saison 1970-71 seine langjährige, erfolgreiche Karriere beendete. Aus dem Farmteam der Boston Bruins lotste Pollock Torhüter Ken Dryden nach Montreal. Nach dem Stanley Cup-Sieg 1973 war der Umbruch deutlich sichtbar. Mit Henri Richard, Yvan Cournoyer, Jacques Lapérriere, Jim Roberts und Claude Larose gehörten nur noch fünf Spieler, die schon 1965 die Trophäe geholt hatten, zum Kader des Teams. Auch hinter der Bande hatte es mehrere Wechsel gegeben: Von 1955 bis 1968 gab Toe Blake den Ton an. Bis 1970 hatte Claude Ruel das Sagen, wurde aber kurz nach Saisonbeginn durch AI MacNeil ersetzt. Ab 1971 übernahm Scotty Bowman die Verantwortung als Cheftrainer der Canadiens.

Wilde Siebziger in Montreal

Obwohl die Konkurrenzliga World Hockey Association (WHA) 1972 ihren Spielbetrieb aufnahm, hatte Manager Sam Pollock für Trainer Scotty Bowman eine schlagfertige Truppe zusammengestellt. 1973 gewannen die „Habs“ ihren ersten Cup unter dem zukünftigen Rekordtrainer der NHL. 1975 trat Henri Richard, der elfmal den Cup in seiner Zeit bei den Montreal Canadiens in die Höhe stemmen konnte, zurück. Dafür ging langsam aber sicher ein neuer Stern am frankokanadischen Himmel auf. Guy Lafleur hatte in seinen ersten Spielzeiten bei den „Habs“ einige Probleme, erst in der Saison 1974-75 schaffte der Rechtsaußen den endgültigen Durchbruch und wurde einer der elektrisierenden Superstars der NHL. Lafleurs Spielstil vereinte die Eleganz von Jean Béliveau und die Leidenschaft von „Rocket“ Richard. Guy Lafleur wurde als Künstler auf dem Eis angesehen, der das Offensivspiel inszenierte und zelebrierte wie kein anderer. Dazu wurde der Stürmer von einem wahren Aufgebot von Topspielern unterstützt. In der Offensive brillierten der pfeilschnelle Yvan „Roadrunner“ Cournoyer, Steve Shutt, Jacques Lemaire, Peter Mahovlich, Yvon Lambet, Mario Tremblay und der unvergleichliche Bob Gainey, der beste Defensivtürmer der damaligen Zeit. Sogar Viktor Tichonov, die sowjetische Trainer-Ikone der gefürchteten Sbornaja, sprach in höchsten Tönen von Gainey und bezeichnete ihn als den besten Allrounder der Welt. In der Defensive zogen „The Big Three“ die Fäden: Larry Robinson, der nach Doug Harvey beste Verteidiger der Franchise-Historie, Guy Lapointe und Serge Savard. Das Team aus Montreal machte 1976 die Hoffnungen der Philadelphia Flyers auf drei Cup-Gewinne n Folge zunichte und gewann selbst die begehrte Trophäe. Schon in der Vorrunde dominierten die „Habs“ die Liga. Sensationelle 60 Siege holte die Mannschaft von Scotty Bowman in 80 Spielen und nur acht Mal ging sie als Verlierer vom Eis. Bis heute sind die 132 Hauptrundenpunkte der Canadiens aus der Saison 1976-77 von keinem anderen NHLTeam übertroffen worden (1995-96 kamen die Detroit Red Wings bis auf einen Punkt an die Rekordmarke heran). Auch in den Jahren 1977,1978 und 1979 kam der Cup-Sieger aus Montreal. Die Canadiens kosteten die späten Siebziger, eine Zeit, in der Kabinenfeiern, wilde Partys und Road-Trips angesagt waren, voll aus. Guy Lafleur „borgte“ sich nach dem Triumph im Jahr 1978 kurzerhand die Trophäe für ein Wochenende aus und stelle den riesigen silbernen Pokal dreist in seinem Vorgarten auf, so dass alle Nachbarn den Stanley Cup sehen konnten. Doch das ausschweifende Privatleben des „Démon Blond“ - so wurde Guy Lafleur wegen seiner wehenden blonden Haare oft genannt - führte beinahe zur Tragödie.


„Démon Blond“ - Guy Lafleur

Nach einer wilden Partynacht im Jahre 1981 wurde Lafleur in einen schweren Autounfall verwickelt und gab später zu, dass dieses Ereignis seinen Lebensstil maßgeblich veränderte. Bereits in den Play-Offs 1980 war das Ende der bis dato letzten Canadiens Dynastie eingeleitet, als die „Habs“ nach vier Stanley Cup-Erfolgen in Serie im Viertelfinale ausschieden. Schon 1979 hatten Ken Dryden, Jacques Lemaire und Yvan Cournoyer ihre Karrieren beendet. Erfolgstrainer Scotty Bowman hatte die „Habs“ enttäuscht verlassen, da er nicht wie erhofft den Managerposten von Sam Pollock übernehmen durfte. Pollock bestimmte stattdessen seinen langjährigen Assistenten Irving Grundmann zu seinem Nachfolger. Und obwohl der Cup-Gewinn von 1979 in seine Amtszeit fiel, wurde Grundmann fortlaufend von der örtlichen Presse torpediert.


Das berühmte Montreal Forum, 1926-1996 Heimat der „Habs“

Die frühen achtziger Jahre gehörten den New York lslanders und Edmonton Oilers. Zudem bereitete den Canadiens die Expansion der Liga nach dem Zusammenbruch der WHA Kopfschmerzen. Die Vormachtstellung der Canadiens in Quebec war durch den Newcomer, die Quebec Nordiques, in ernsthafter Gefahr. 1982 besiegten die Nordiques die Canadiens im ersten Play-Off-Aufeinandertreffen beider Teams in fünf Spielen. David hatte gegen Goliath gewonnen. Die Alarmglocken in Montreal schrillten. Die Nordiques beanspruchten nun, das „französische“ Team zu sein. Die „Habs“ reagierten und benannten Ronald Corey zum neuen Präsidenten, der alsbald General Manager Grundmann durch das frühere Abwehrass Serge Savard ersetzte. 1984 meldeten sich die Canadiens zurück und nahmen in den Play-Offs Revanche für das Aus gegen die Nordiques zwei Jahre zuvor. In einer emotionalen, sechs Spiele dauernden Serie, bei der es im entscheidenden Spiel am Karfreitag zu einer handfesten Massenschlägerei kam, setzten sich die „Habs“ gegen die frankokanadischen Rivalen durch. Im Conference-Finale scheiterten die Canadiens zwar an den New York lslanders, doch in Québec hatte das Team aus Montreal die Vorherrschaft zunächst zurückerobert. Am 26. November 1984 trat Guy Lafleur als Spieler der Montreal Canadiens zurück (er gab jedoch von 1988 bis 1991 ein Comeback bei den New York Rangers und den Quebec Nordiques).

Ein junger Torwart sorgt für Aufsehen

Im Draft des Jahres 1984 zogen die Canadiens in der ersten Runde den Tschechen Petr Svoboda und Shayne Corson, in der zweiten Stephane Richer und in der dritten schließlich einen jungen Torwart namens Patrick Roy. 1985 mussten sich die Canadiens erneut in den Play-Offs geschlagen geben und der damalige Torwart Steve Penney sollte ersetzt werden. Patrick Roy, der bis dahin nicht besonders aufgefallen war, wurde ins kalte Wasser geworfen und bestritt am 23. Februar 1985 sein erstes Spiel für die Canadiens gegen die Winnipeg Jets. In der folgenden Saison 1985-86 gingen die Montreal Canadiens ein hohes Risiko und machten den unerfahrenen Torwart zu ihrer Nummer eins. Seine Vorderleute, Spieler wie Mats Näslund, Larry Robinson, Guy Carbonneau, Bobby Smith sowie die jungen Chris Chelios, Sergio Momesso, Claude Lemieux, Brian Skrudland und Shanye Corson unterhielten sich in der Kabine meist auf englisch; Roy selbst verstand kaum etwas, da er von Zuhause nur französisch gewohnt war. Die Saison beendeten die Montreal Canadiens auf dem siebten Tabellenplatz, Roys Gegentorschnitt von 3,35 Gegentoren pro Spiel und die Fangquote von 87,5 Prozent überzeugten die Kritiker nicht. Doch das Vertrauen zahlte sich aus. Wie schon Jacques Plante und Ken Dryden zuvor bestach Roy mit herausragenden Leistungen in den Play-Offs. Die "Habs" zogen ins Finale der PlayOffs ein und besiegten überraschend die Calgary Flames. Als jüngster Torwart aller Zeiten gewann Roy die Conn Smythe Trophy als wertvollster Spieler der Play-Offs. Im Draft des Jahres 1987 zogen die "Habitants" mit Eric Desjardins und Mathieu Schneider zwei starke, hoffnungsvolle Verteidigertalente. Doch es dauerte bis zum Jahre 1993, bis die Montreal Canadiens wieder in einem Stanley Cup-Finale auftauchten. Von dem Meisterteam des Jahres 1986 waren nur Roy, mittlerweile einer der besten Torhüter der NHL, und Kapitän Guy Carbonneau übrig. Wieder war der Mann mit der Rückennummer "33", dem inzwischen der Spitzname "Saint Patrick" (der heilige Patrick) verliehen wurde, der herausragende Spieler und wurde ein zweites Mal mit der Conn Smyhte Trophy ausgezeichnet. Das Team um den Ausnahmetorhüter bestand aus vielen NHL-Spitzenspielern wie Kirk Muller, Mike Keane, Lyle Odelein, Brian Bellows, Vincent Damphousse, Patrice Brisebois, Gilbert Dionne oder Benoit Brunet. Die Cup-Siege der Jahre 1986 und 1993 sorgten für eine weitere bemerkenswerte Statistik der Montreal Canadiens. Als einziges nordamerikanisches Team im professionellen Sport war es den "Habs" gelungen, in jedem Jahrzehnt mindestes einen Titelgewinn zu feiern. Der 24. Stanley Cup Sieg aus dem Jahr 1993 ist bis heute jedoch der letzte große Erfolg der Montreal Canadiens.


"Saint Patrick" - Patrick Roy

Bonjour Tristesse

Im Draft des Jahres 1993 zogen die Canadiens Saku Koivu, der später der erste ausländische Kapitän der Montreal Canadiens werden sollte. 1993-94 verpassten die "Habitants" das erste Mal seit 1970 die Play-Offs. Der Abschied vieler Spieler der vergangenen, erfolgreichen Jahre machte den Canadiens zu schaffen. Zudem verschärfte sich zusehends die finanzielle Lage fast aller kanadischen Klubs, die mit den finanziell stärkeren Teams - auch durch den stärkeren US-Dollar bedingt - kaum mithalten konnten. Im März 1996 absolvierten die "Habs" ihr letztes Spiel im altehrwürdigen, traditionsreichen Montreal Forum und zogen in das brandneue Molson Centre (später BeIl Centre) um. Doch das Team hatte sein Gesicht verändert und versuchte vergeblich, an die zurückliegenden Erfolge anzuknüpfen. John LeClair und Eric Desjardins, zwei Schlüsselspieler, hatten die "Habs" verlassen und sich den Philadelphia Flyers angeschlossen. Schmerzlich vermisst wurden auch Spieler wie Guy Carbonneau, der als herausragender Defensivstürmer an Bob Gainey erinnerte, Kirk Muller oder Mathieu Schneider. Und schließlich ging auch der große Erfolgsgarant der Cup-Siege der Jahre 1986 und 1993 von Bord. Der 2. Dezember 1995 war ein schwarzer Tag für Patrick Roy. Im Spiel gegen die Detroit Red Wings musste der Ausnahmegoalie bei 26 Schüssen neunmal hinter sich greifen und wurde von den eigenen Fans verhöhnt, die jedes Mal laut jubelten, wenn er einen einfachen Schuss halten konnte. Als er endlich von seinem Trainer erlöst und im Tor ersetzt wurde, stürmte er wutentbrannt auf seinen Coach zu und schrie seinen ganzen Frust heraus: "Das war mein letztes Spiel. Ich werde nie wieder das Trikot der Canadiens überziehen." Vier Tage später wurde der tief in Ehre und Stolz verletzte "Saint Patrick" an die Colorado Avanlanche abgegeben - ausgerechnet zu der Franchise, die früher als Quebec Nordiques der größte Rivale der Canadiens und immer der Lieblingsklub von Roy gewesen war. Bei der Avalanche bewies Patrick Roy seine Klasse und holte noch in der gleichen Saison den Stanley Cup. Die Montreal Canadiens hatten ihren letzten großen Helden vergrault. 1998-99 verpassten die Habs erneut die Play-Offs. Der Misserfolg nahm kein Ende, obwohl mit Spielern wie Pierre Turgeon, Mark Recchi, Vladimir Malakhov und Patrice Brisebois scheinbar genügend Qualität vorhanden war. Unruhe herrschte im Umfeld des traditionsreichen Teams und Spieler wurden hin und her getauscht. Präsident Ronald Corey gab auf. Dazu hatten die Canadiens mit Verletzungspech zu kämpfen. Immer wieder fielen wichtige Leistungsträger wie Saku Koivu oder Trevor Linden aus. Die schlimmste Verletzung zog sich Trent McCleary zu, als er von einem Puck an der Kehle getroffen wurde und Teile seiner Luftröhre zerstört wurden. Als die Canadiens in der Saison 1999-2000 dank guter Leistungen der beiden Torhüter Jeff Hackett und José Theodore mit einem Bein in den PIay-Offs standen, verspielten die Habs alle Chancen am letzten Spieltag der Saison. Das erste Mal seit den frühen zwanziger Jahren hatten die Montreal Canadiens inauf einander folgenden Spielzeiten die Play-Offs verpasst. Auch ein Jahr später änderte sich nichts. Nicht überraschend wurden sowohl der Trainer (Alain Vigneault durch Michel Therrien) als auch der General Manager (Serge Savard durch Réjean Houle) ersetzt. Eine andere Veränderung sorgte für mehr Wirbel: Am 31. Januar 2001 gab der Molson Brauereikonzern bekannt, dass rund 80 Prozent der Besitzanteile an den Canadiens an den amerikanischen Investor George Gillett Jr. Verkauft wurde. Die Molson-Familie war seit 1957 Besitzer der Franchise und der Verkauf der Anteile an jemanden, der nicht aus Montreal stammte, erregte Besorgnis. Gillett kaufte dazu das Molson Centre, was bald darauf in Bell Centre umbenannt wurde. Doch George Gillett entledigte die Montrealer Bevölkerung der Sorgen und versprach, das Team in der frankokanadischen Metropole zu belassen.


Molson Centre (mittlerweile in Bell Centre umbenannt),
seit 1996 die Heimat der Canadiens.

Wunderbare Playoffs durch wundersame Heilung

General Manager Serge Savard hatte eine Mannschaft zusammengestellt, die endlich wieder Kurs auf die Play-Offs nahm. Doch noch vor der Saison 2001-2002 erreichte die Canadiens eine Hiobsbotschaft. Bei ihrem besten Spieler, dem Finnen Saku Koivu, der seit 1999 Kapitän der "Habs" war, wurde Krebs diagnostiziert. Sein harter Kampf gegen die tödliche Krankheit inspirierte die Mannschaft. Der Kapitän blieb während seiner Therapie eine wichtige Führungsfigur in der Kabine und nahm an vielen Aktivitäten der Canadiens abseits des Eises teil. Er besiegte schließlich den Krebs und kehrte drei Spiele vor Ende der Vorrunde aufs Eis zurück. Das Team hatte wie Koivu leidenschaftlich gekämpft und stand erstmals seit drei Spielzeiten wieder in den Play-Offs, in denen dann allerdings im Conference-Halbfinale Schluss war. Endlich hatten die Canadiens ein Lebenszeichen von sich gegeben. Einer hat daran großen Anteil: Torhüter José Theodore, den die "Habs" in der zweiten Runde des Drafts von 1994 gezogen hatten. Der Goalie der Montreal Canadiens wurde im Anschluss an die Saison nicht nur mit der Vézina Trophy für den besten Torhüter ausgezeichnet, sondern erhielt darüber hinaus die Hart Trophy für den wertvollsten Spieler der Vorrunde. Eine seltene Ehre für einen Torhüter. Doch nur ein Jahr später verpassten die Montreal Canadiens - auch weil José Theodore nicht zu seiner gewohnten Form fand - die Play-Offs. Am 2. Juni 2003 gaben die Montreal Canadiens die Verpflichtung von Bob Gainey, dem ehemaligen Kapitän und Defensivstürmer der Habs, als General Manager bekannt. Serge Savard wurde sein Assistent. Gainey wurde zum Hoffungsträger, der die "Habs" aus der Mittelmäßigkeit herausführen sollte und auch heute noch soll. Am 22. November 2003 wurde den Montreal Canadiens eine besondere Ehre zu Teil. Im Heritage Classic-Spiel trafen die "Habs" vor der Rekordkulisse von 55.000 begeisterten Zuschauern bei klirrender Kälte im offenen Commonwealth Stadion in Edmonton auf die Oilers und behielten mit 4:3 die Oberhand über das Team aus Alberta. In der Saison 2003-04 erreichten die "Habitants" die Play-Offs und schieden erst gegen die späteren Stanley Cup-Sieger Tampa Bay Lightning aus. Rookie Michael Ryder verpasste nur knapp die Auszeichnung zum Neuling des Jahres.

Doch der Schatten der Vergangenheit ist groß und die Zukunft der Liga ist ungewiss. Welche Folgen hat der NHL-Lockout für die "Habs"? Eines ist klar: Allein von der Tradition können die Montreal Canadiens nicht leben. Neue Helden müssen geboren werden, um dem Mythos Montreal Canadiens den alten Glanz wiederzugeben.

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